»STORY.ONE«

Meer. Näherung unmöglich

Sonnenschein pur … nur, es scheint bloß so: Dass die Sonne scheint. Aufs Meer. Oder auf mich, am Meer. Auf uns beide. Wolken, dunkel, schwer – sie zürnen in den Wellen, sie zanken sich über meinen Schädel hinweg. Nicht mal der Mond hat Hof gehalten, nächtens. Meine Hinterhofidylle, im Nebel vermauert. Finsternis, Düsternis. Die Ordnung der Sterne – im gischtigfeuchten Dunkel. Und jetzt, am Tag, verwischt die Sonne ihre Spuren.
Der Seele blauer Atem. Zerborsten, am Fels zerschellt. Zersplittert in Zerrissenheit. In der Weite der Wellen verweht das Glück der Nähe.
...

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* 27. November 2022

»STORY.ONE«

Mein Dasein im Sosein

So schreiben können / bis sich das Wort vom Vorbild löst /
und der Geist vom Erlebnis der Gedanken
/

So schreiben können / meist gelingt es nicht.
So leben können / bis sich die Gedanken vom Vorbild lösen /
und die Worte vom Geist des Erlebten /

So leben können / manchmal gelingt es ja.


𝗜n der Pose des Rodinschen Denkers sitze ich im Fels und beobachte unbewusst den Sand vor meinen Füßen. Mondlicht fällt aufs Meer. Zaghafte Schatten nehmen vom Wind berührte Wellen in Besitz und zeichnen immer wieder neue Muster. Silhouetten formen sich zu Bildern und verlöschen wieder. Ich empfinde, wie die Zellen in meinem Körper alles beherrschen. Gedankenwellen umspülen das ausgemergelte Riff meines Hirns. So wie das Meer ganz sacht plätschernd die Felsen liebkost. Mein Blick wandert zum Horizont. Alles funkelt und gleißt. Buchstaben leuchten wie Sterne in nächtlicher Stille, gestalten sich zu einer Choreografie der Worte.

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* 10. Oktober 2022

»STORY.ONE«

Mein Sosein im Dasein

Reflexionen finden auf einem Blatt Papier statt – inzwischen auf unzählig vielen, zusammengeknüllt neben meinen Füßen. Die Lust zu schreiben … um den Schwebezustand beflügelnder Geflechte zu verlängern, um Strömungen nicht aufhalten zu wollen – der immerwährende Wunsch, sich von Wogen tragen zu lassen, um jeden einzelnen Moment zu bewahren. Die Last zu schreiben … sie wurde es, in dem Bewusstsein, die Strömungen nicht festhalten zu können.
Meine Begegnungen mit dem Meer, die geglückt sind – frei von Erwartungen, frei von Verlangen, frei vom Bedürftigen –, sie schenkten mir mein geduldiges Gefühl, in der Zeit zu bleiben, nicht über sie hinweg zu schweben. Zu spüren, dass mein Denken, gebremst von Vergangenem, sich öffnet, vom ständigen Wind ins Unendliche verweht.

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* 2. September 2022

»STORY.ONE«

Erinnerungsfüllungen

Erinnerungen an Begegnungen. Erinnerungen, die immer hinterherfolgen, während wir schon einen nächsten Schritt setzen. Die uns beim Innenhalten einholen, die haften bleiben, die sich unverrückbar festsetzen … Erinnerungen an Bilder. Erinnerungen, die uns vorauseilen, wenn sie als Film vor unseren Augen ablaufen.
Auch wenn jedes einzelne Wort zum Bild wird, müssen wir in unseren Erinnerungen auf so vieles verzichten. Weil wir uns begrenzen müssen, um uns nicht zu verlieren. Was uns berührt hat, wenn wir uns berührt haben, werden wir beiseite legen. Um immer wieder neu beginnen zu können.

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* 10. August 2022

»STORY.ONE«

… nimm die Worte, die das Meer in den Sand zeichnet

Breitbeinig verankert … steht er am oberen Rand der Klippen. Ein leicht angefeuchteter salziger Wind treibt ihm Tränen aus den Augenwinkeln. Er schaut in die verschwommen frühmorgendunstige Melange eines gerade erwachten Tageslichts unter der unerschöpflichen Gelassenheit des Himmels über der verschwenderischen Entschlossenheit des Meeres. Vor ihm liegen noch die Reste einer Nachtruhe, eine einfache, eine eintönige, eine einsilbige Stille auf dem noch geduldig auf die Sonne wartenden Meer … Der Leuchtturm wurzelt schweigend in den Felsen, die unter ihm steil ins Meer fallen, sein Lichtstrahl verblasst über dem Meer, verlängert die Zeitenfolge des neuen Tages. Ein nicht mehr auszumachender Rhythmus, dem er sich langsam, ganz langsam anzugleichen beginnt.

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* 7. Juni 2022 *

»STORY.ONE«

Schlimmer geht immer

Keine Frage, die Schwäbische Alb liegt nicht annähernd irgendwo in Indien. Doch wenn das Theater Lindenhof in ihrer Melchinger Dorfgaststätte »Indien« spielt, dann fehlt dem Publikum zunächst jegliche Orientierung. Für die einen gnadenlos schrecklich … schrecklich komisch. Für die anderen begnadet irrsinnig … irrsinnig tragisch.
Man muss sie nicht mögen, die Wirtschaft. Man muss keinen Appetit haben, auf Schnitzel mit Pommes. Man muss sie nicht erleben, die Stammtischparolen nach spätestens dem dritten Bier. Doch mangels einer Alternative an diesem Abend bleibt den Gästen einzig der »Lindenhof«. Das Schicksal des Zufalls bringt Menschen an die Tische, die unterschiedlicher nicht sein können.


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* 22. Mai 2022 *

»STORY.ONE«

»… aber nicht alle Engel können fliegen«

Himmelbergwärts führt Peter Härtling das Publikum auf seiner ›Melchinger Winterreise‹. Schon auf dem ersten Stück der Reise hoch auf die Alb im Oldtimerbus tut es gut, sich warm anzuziehen − wie es das Theater Lindenhof zu ihrer Aufführung ›Stationen für die Erinnerung‹ auch wärmstens empfahl.
Mitte Dezember 1998, die Alb im Schnee, frostige Kälte, ein eisiger Wind treibt Tränen in die Augen. Vielleicht ist es auch der Leierkastenmann, der uns auf unserer Wanderung begleitet? Der mit eiskalter Hand aus seiner Drehorgel Franz Schuberts ›Winterreise‹ herauskurbelt, den vertonten Zyklus der ›Wanderlieder‹ Wilhelm Müllers.

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* 24. April 2022 *

»STORY.ONE«

Auf dem unfruchtbaren Boden einer Festwiese

Wo sonst, wenn nicht auf der Alten Festwiese, gäbe es einen treffenderen Platz für das Tübinger Sommertheater 1996 des Melchinger Theaters Lindenhof »Und die Liebe höret nimmer auf«? Dort, wo von jeher Kirmesmusik schallt, wo Volksfeststimmung Budenzauber vorgaukelt, wo das Glück mit Nieten erkauft wird, wo abgeschossene Rosen die große Liebe verheißen, wo der Duft gebrannter Mandeln den ätzenden Geruch des bedrückenden Alltags aus der Nase kitzelt … also dort, wo uns der Rummelplatz den Rausch der Illusion verspricht.
Das Publikum, lechzend nach Ablenkung vom Alltag, tummelt sich im Spektakel vergeblicher Sehnsüchte.

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* 18. Februar 2022 *

»STORY.ONE«

Ein Abendspaziergang

Dass sich am Ende jenes schwülheißen, von einer unbarmherzig brennenden Sonne schwülstig aufgeheizten Hochsommertages ein gereiztes Gewitter entlud, stand in keinem Drehbuch, in keinem Szenario. In den kopfsteingepflasterten Altstadtgassen wühlt die Hitze, zum Abend hin, noch immer im Fachwerk der Häuser, in den Mauern, über Treppenstufen …
Der Weg zum Abendspaziergang des Tübinger Sommertheaters »… wenn mit dem Neckar herab«, inszeniert vom Melchinger Theater Lindenhof, ist geebnet.

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* 11. Februar 2022 *

»STORY.ONE«

Wie es mir gefällt …

48°21’36“ N, 9°8’48“ O − 732 m ü. NN − exakt in diesem geografischen Koordinatenkreuz liegt Melchingen inmitten der Schwäbischen Alb. Ein Dorf mit einem Dorfladen, einer Metzgerei, einer Gärtnerei, drei Wirtshäusern, drei Windrädern und vielen freundlichen Menschen − nicht einmal 1.000 sind es, die dort leben … entnehme ich der Chronik. Und: Dort in diesem Dorf steht die Keimzelle eines ganz großen Theaters − ohne Superlative zu bemühen − im Theater Lindenhof strahlen im Scheinwerferlicht die Bühnenbretter, die die Welt bedeuten.
>Die ganze Welt ist eine Bühne und alle Frau’n und Männer bloße Spieler<
Das Melchinger Theater Lindenhof macht aus einem Stück Erde eine Bühne. Nimmt das Publikum mit auf ihre Welt der Bühne, macht alle Frauen und Männer zu Mitspielern.

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* 3. Februar 2022 *

»STORY.ONE«

… ’was Goldiges schöpfen

»Ich bin dann mal weg, meinen Claim abstecken!«
»Und tschüss!«, murmelt es von den anwesenden Mitbewohnern unserer WG aus der Tiefe ihrer Kehlen, ihre Hand kurz zu einem abwinkenden Gruß erhoben. Der Weg, wie immer, führt mich ins Café ⟫Goldmarie⟪ – mein zweites Wohnzimmer, mein dritter Arbeitsplatz neben der Uni-Bibliothek, so ich die Wissensdestination noch real brauche.
Zunächst ein flüchtiger Blick durch die etwas milchigtrüben Schaufenster, die jedoch nichts zur Schau stellen. Und doch, ich erkenne sofort ein nicht zu unterschätzendes Einladungsformat: Das ⟫Goldmarie⟪ macht seinem Namen wieder mal alle Ehre – es wirtschaftet eine der durchaus mit diesem Wort zu charakterisieren
den Bedienungen.
… 

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* 25. Januar 2022 *

»STORY.ONE«

Fast wie im richtigen Märchen

Es war einmal …
Märchen, so seine Philosophie, gehören in das Reich der Phantasie. Allenfalls im Land der Träume haben sie noch eine gewisse Berechtigung. Ansonsten sind es für ihn Scheinwelten, Traumtänze, wenn von Hänsel und Gretel, von Schneewittchen und den sieben Zwergen, von Aschenputtel und Co. die Rede ist: Wo bitteschön liegt der tiefere Sinn dieser Erzählungen?
Sie hingegen glaubt an Märchen. Allen Unkenrufen zum Trotz dürfte es ihr der
Froschkönig am meisten angetan haben. Welches junge Mädchen hat nicht schon einmal davon geträumt, von einem Frosch geküsst worden zu sein?

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* 13. Januar 2022 *

»STORY.ONE«

Gescheiterte Versuchsanordnung

Gute Vorsätze hatte er sich in der letzten Nacht, dem Übergang vom alten ins neue Jahr, wie immer schon ganz bewusst keine mehr vorgenommen. Nicht so ganz! Beim Blick aus dem Fenster schwirrten seine Gedanken wie Zisselmänner durch den Kopf. Einem vehementen Kanonenschlag folgte ein Geistesblitz: Wie wär’s denn mit einem Tagebuch? Ein Jahr lang am Ende eines jeden Tages eine kleine Geschichte schreiben – so ’ne Art Reflexion, was der Tag an Auffälligem so geboten hat? (An)gedacht – (an)getan – (an)gefangen … den Titel für das sich zum Ziel gesetzte Diarium hatte er schnell gefunden: ›tabula rasa‹.

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* 1. Januar 2022 *

»STORY.ONE«

Über Geschmack lässt sich nicht streiten

Zu Weihnachten dieses Jahres sollte dies geflügelte Wort unstrittig ad absurdum geführt werden, wurden ihm eindeutig die Flügel gestutzt: Über Geschmack lässt sich seitdem köstlich, ja ganz vorzüglich streiten …
Von vorne: Es begab sich zur Adventszeit, dass die anlässlich des bedrohlich recht naheliegenden Weihnachtsfestes teilnehmenden Familienmitglieder via Facetime ausgiebig über das nach der obligaten Bescherung genau so obligat anstehende Heiligabendmahl beratschlugen. Traditionell wird zu dieser Stunde im Gegensatz zu den darauffolgenden Weihnachtstagen eine einfache, schlichte sogenannte Hausmannskost gepflegt.

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* 28. Dezember 2021 *

»STORY.ONE«

… geschenkt!

Mal angenommen, es ist so kurz vor Weihnachten. So ganz plötzlich. Oder ganz unerwartet. Jedenfalls so wie es die Jahre zuvor schon war.
Und jetzt mal angenommen, du schiebst wie jedes Jahr so kurz vor Weihnachten Panik, was schenke ich dieses Jahr bloß wieder. Also, dieses Jahr wirds anders − es muss was Ungewöhnliches sein. Oder was Originelles. Oder was Seltenes. Jedenfalls was Besonderes.
Zum Beispiel ein sameländischer Wanderrucksack aus Rentierleder. Oder ein Feinhobel für Trüffel aus Edelstahl. Oder ein englischer Staubwedel aus Ziegenhaar auf lackiertem Buchenholzstiel. 


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* 9. Dezember 2021 *

»STORY.ONE«

Am Anfang steht kein Umkehrschluss

Wenn mans richtig betrachtet … ja, so richtig von allen Seiten im Rundumgeschleudert-dreihundertsechzig-Grad-Modus betrachtet, so sollte er, richtig betrachtet, müsste Lutz umkehren. Doch was heißt schon richtig betrachtet? So gesehen betrachtet ers falsch, so richtig grottenfalsch.
Umkehren geht grad jetzt, bei Lutz‘ grottenfalschem Betrachten, sowieso nicht. Die nächste Autobahnausfahrt lässt noch länger auf sich warten, trotz seines, vorsichtig ausgedrückt, eher dynamischen Fahrstils. Und nur dann und dort könnte Lutz das, was er gerade betrachtet, ob richtig oder falsch, in die Tat umsetzen.

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* 30. November 2021 *

»STORY.ONE«

In Fels gemeißelt

Dass es so gekommen ist, ließ sich aus meinem anfänglichen Lebensentwurf nicht ablesen. Meine Liebe zum Meer und meine Leidenschaft, das Gesamtwerk Ernest Hemingways zu lesen, wurden mit keinem einzigen Wort erwähnt.
Obwohl ich bereits im zarten Kindesalter jährlich mit dem Meer in Berührung kam, blieben mir unendliche große Sandspielplätze und Wasserplanschbecken in wehmütiger Erinnerung zurück. Lesen konnte ich noch nicht, weder Bücher, noch
Spuren im Sand oder Worte, die auf den Wellen schaukelten. Und später dann, in den Jahren meiner Adoleszenz, bereiteten mir das Meer unruhige Tage am Strand und das Lesen schlaflose Nächte unter der Bettdecke.

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* 22. November 2021 *

»STORY.ONE«

Woodstock der Worte

Das Alte Schützenhaus im Stuttgarter Süden … in den Jahren vor und nach der Jahrtausendwende die abgefuckteste, die abgewrackteste Pilgerstätte für die Rock- und Folkrock-Szene. Hier gaben sie sich die Hand, die Bands, die die Bude zum Brodeln brachten. Am 26. Juni 2001, einem stinknormalen Dienstag, gerieten die Mauern des Musentempels ins Wanken … keine angesagte Gruppe, kein Konzert, bei dem die Fans reihenweise in Ohnmacht fielen. Nichts dergleichen – eine Lesung war angekündigt, Literatur, gesprochen, unplugged.

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* 7. November 2021 *

MALLORQUIN IN »STORY.ONE«

~ mar azul mallorquin ~
Geschichten in 100% Blau

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* 16. Oktober – 27. Oktober 2021 *

CIRCA ELBA IN »STORY.ONE«

So stand es am 25. Juni 2021 auf »story.one» geschrieben:

𝘗𝘳𝘰𝘭𝘰𝘨
Meine rechte Gehirnhälfte wirbelte im Saft der Ideen, Kaskaden von Gedankenblitzen stürzten aus den Synapsen … Es geschah zu einer Zeit, in der es für mich kein Halten gab: Meine Appetenzen brauchten Raum zur Entfaltung. Und ich brauchte natürlich Brot und Wasser zum Leben, gab meine linke Gehirnhälfte zu bedenken.
Zwei diametrale Faszinationen verschmolzen zur Symbiose: meine Liebe zu Italien und mein Leben mit Worten. Und da sich dabei noch ein inspirierender Impuls anschmiegte, gabs Chaos – der Vulkan explodierte, Lava ergoss sich übers Papier: »In meinen Bildern erscheint das, was ich immer gesucht habe. Denn es erscheint in ihnen jemand, den man freilich als Figur nicht sieht. Aber er ist in den Bildern, und zwar als einer, der selbst betrachtet. Es erscheint das Staunen der Menschen über das Dasein und Sosein der Dinge.« – Worte aus dem Roman »Das Grau der Karolinen« von Klaus Modick, der bis heute zu einem meiner Lieblingsschriftsteller zählt.
Der Vulkanausbruch nahm Fahrt auf. Die anfangs unreife Idee nahm Gestalt an. Das Projekt – ein Wort-Bild-Kalender – bekam einen Namen: »Verwurzelt mit der Insel«. Fotografierte Poesie mit 12 Bildern in Geschichten, mit 12 Geschichten in Bildern über Elba. Mit Bildern einer Insel, Momentaufnahmen, die den Augenblick erleben lassen. Mit Worten von Elbani, die ihr Bild von der Insel lebendig machen …
Sie waren mit Feuer & Flamme dabei: Ein befreundeter Grafiker, der ein grandioses Layout hinzauberte. Ein kollegialer Lithograf, der hochklassige Repros und Druckvorlagen schmiedete. Sein Bruder, Kunstdrucker, der brillante Andrucke vorlegte. Und ich, der diesem hochkarätigen Team eine Steilvorlage liefern musste.
Ich reiste nach Elba, im Gepäck einen jungfräulichen Moleskin, eine Fotokamera und reichlich Filme. Bewegte mich für Wochen kreuz und quer über die Insel. Begegnete unzähligen Elbani, die zeit ihres Lebens ihre Insel nicht verlassen hatten, weder mit dem Schiff noch schwimmend im Meer. Redete mit ihnen in Bars, am Strand, unter Bäumen, auf Felsen, vor Brunnen und Kirchen, auf ihren Feldern, vor ihrem Haus im Garten, im Hafen in ihren Booten …
Habe sie kaum verstanden – sie in ihrem Dialekt, ich mit meinem rudimentären Italienisch. Und doch fühlte ich, was in ihren Augen glänzte, was in ihren Händen zu lesen war, was aus ihren Gestiken sprach. Sie zeigten mir ihren Lieblingsplatz, ich gab ihnen die Kamera, schaute zu, wie sie ihren schönsten Blickwinkel fanden. Mit vollgeschriebenen Seiten, mit zahllosen Dias und Fotos fuhr ich zurück …
Die Layouts, die ersten Andrucke lagen vor – wie gehabt: allseits Feuer & Flamme. Die nur wenige Tage später zur traurigen Realität wurden: Die Druckerei und mit ihr alle Vorlagen zerstörte ein Brand. Wir waren es am Boden.
𝘌𝘱𝘪𝘭𝘰𝘨
Jüngst fielen mir beim Entstauben die Restbestände in die Hände. Ob mirs gelingt, damit noch Kohlen aus dem Feuer zu holen, um die Erinnerungen daran noch einmal aufflammen zu lassen?!

Das war im Jahre 1990. Und so wurde daraus im Jahre 2021 ein Relaunch:

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* 22. August – 10. Oktober 2021 *

»STORY.ONE«

Zurück auf die Sonnenseite der Insel

> Boeing / Piz-Buin-Bräune / Brüste und Beautiful People am Pool /

Bomben aufs Prospekt-Paradies / das jeden Abend bestattet wird / mit Bingo an der Bar / und der Borniertheit von Beknackten <
Genau 50 Jahre ist es her: meine erste Begegnung mit einer Insel, die sich aufmachte, Millionen von urlaubshungrigen Pauschaltouristen zu einem Reiseziel fernab mitteleuropäischer Breitengrade anzulocken. Mit der äußerst fragwürdigen Maßgabe, die Kultur, die Natur, die über Jahrtausende gewachsene Strukturen der Kanaren gnadenlos zu zerstören. Um Horden von Reisetyrannen ein exotisch angehauchtes Urlaubsgefühl zu vermitteln, das unserem Lebensstil daheim entspricht – mit dem einen Unterschied, unseren Winter zu ihrem Sommer zu machen.

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* 18. August 2021 *

»STORY.ONE«

Lichter der Insel

Zischend taucht der glutrote Sonnenball ganz weit hinten, ganz am Ende des Meeres ins schaukelnde Nass. Die Wellen glitzern wie in Goldfolie verpackt. Über die schwarzen Felsen, poröses Lavagestein, rollt ungestüm die Brandung hinweg, Meerwasser zerfließt in Aushöhlungen, versickert in dunkle Löcher, schwarzglänzende Krebse sonnen sich im letzten Abendrot des Tages. Weiter oben, am Rande eines ausgetrockneten Bachbetts, dessen Wasser irgendwann in grauer Urzeit mäandernd einen Weg durch Felsgestein gefunden hat, fühlen Mimosenzweige an windschiefen Bäumen mit ihren zittrigen Fingern nach dem Wind.

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* 24. Juli 2021 *

»STORY.ONE«

»Ich will das Meer verstehen«*

Die Brandung schäumt bis zu meinen Füßen. Wenn das Meer wieder weicht, strömen Wunder von Farben und Zeichnungen zurück in die Wellen – Bilder, nach denen ich greife, sie verfehle oder festhalte. Versuche zu finden, was die Wunder an Bewegungen versprechen. Gebe mich der wind- und meererfrischenden Sonne hin, sie lädt mich auf mit Leben.
Plötzlich eine Böe, heftige Winde grollen über die friedliche Bucht, treffen auf die Felsen. Treffen mich, wie ein Schlag ins Wasser trifft. Die Sonne schwillt rotglühend an, das Blau des Meeres flutet aus, als wolle es die Welt verschlingen. Kanonartig setzt das Farbenspiel ein. Beim Auftauchen des Blaus erreicht das Gelb-Rot seinen Höhepunkt. Es verklingt, Blau trommelt zu Grün, und alles versickert im Nichts. Ein fernes Dröhnen und Rumpeln noch … die Illusion eines Rufens: das Zerbersten der Erde – und ein lockendes Flüstern im Wind: das ewig bewegte Meer liegt ruhig vor mir.



* (»Quiero comprender la mar«
Ernest Hemingway im Interview
mit dem TV-Reporter Juan Manuel Martínez / Oktober 1954)

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* 15. Juli 2021

CIRCA ELBA IN »STORY.ONE«

Ein ewiger Traum der Wiederkehr

Wenn du nichts mehr sehen kannst …, wenn alles vor deinen Augen verschwimmt, dann nimm dir fest vor, etwas sehen zu wollen. Und mit einem Mal bewegt sich der Horizont. Ein akustischer Horizont, weit weg und wieder nahe, direkt vor dir und dann wieder hinter dem Meer – ein Horizont, der deine Gedanken verwischt und wieder klarspült, wie das hörbare Bild des Strandes, mal laut, mal leise.
Vieles hängt davon ab, wie sich der erwachende Tag anfassen lässt.

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* 2. Juli 2021 *

CIRCA ELBA IN »STORY.ONE«

Rückblende f/5,6 · 1/60Sek · ISO 200

Meine rechte Gehirnhälfte wirbelte im Saft der Ideen, Kaskaden von Gedankenblitzen stürzten aus den Synapsen … Es geschah zu einer Zeit, in der es für mich kein Halten gab: Meine Appetenzen brauchten Raum zur Entfaltung. Und ich brauchte natürlich Brot und Wasser zum Leben, gab meine linke Gehirnhälfte zu bedenken.
Zwei diametrale Faszinationen verschmolzen zur Symbiose: meine Liebe zu Italien und mein Leben mit Worten. Und da sich dabei noch ein inspirierender Impuls anschmiegte, gabs Chaos – der Vulkan explodierte, Lava ergoss sich übers Papier.

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* 25. Juni 2021 *

»STORY.ONE«

Sommer wieder

Sommerfreuden, zum Umarmen nah, an jenen ersten Julitagen. Ich konnte sie greifen, in der Hand halten. Es braucht nicht viel: eine kurze Hose und Kniestrümpfe. So leicht war das. Großvaters und Großmutters Schrebergarten, in einer Kolonie inmitten der riesengroßen Stadt, damals.

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* 3. Juni 2021 *

»STORY.ONE«

Im Einklang mit den Gezeiten

Manchmal braucht es einfach ein bisschen mehr an Zeit, um zu verstehen, dass du irgendwie angekommen bist. Wobei sich das Irgendwie daran festmachen lässt, dass es sehr viel intensiver ein Irgendwo ist. Irgendwie, irgendwo … entscheidend zeigt es sich im Irgendwann. Du wachst aus deinen Gedankengängen auf, die sich mit dem Augenblick vermischen. Und du spürst, jetzt ist für dich der Zeitpunkt gekommen,

angekommen zu sein.

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* 23. Mai 2021 *

»STORY.ONE«

Mit dem Fahrtwind der Liebe

Aus dem Bett seines über alles geliebten Menschen kommend … nicht ganz. Das mit ›aus dem Bett kommend‹ stimmt, auch der ›geliebte Mensch‹ ist es. Nur, vielleicht ist der über alles geliebte Mensch lediglich ein über vieles geliebter Mensch?! Doch es ändert nichts: Auch aus dem Bett seines über vieles geliebten Menschen zu kommen ist genau so, wie aus dem Bett seines über alles geliebten Menschen kommend … und dann noch verschlafen in einem im Dämmern versunkenen, sehr frühen Morgen mit dem Fahrrad ins Tal zu rollen … es ist mein nicht erklärbares Daseinsglück.

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* 19. Mai 2021 *

»STORY.ONE«

Mediterranblauer Mut zur Muße

Es sieht nach Frühling aus. Es riecht nach Frühling. Es schmeckt nach Frühling. Es hört sich nach Frühling an. Es fühlt sich nach Frühling an. Wobei sich die Es als Reizauslöser gegenseitig überbieten – je nachdem, an welche Membranrezeptoren sie andocken, um unsere Sinneseindrücke und Gefühlswahrnehmungen in immer wieder überraschende Auffangbecken in uns zu lenken.
Da ist ein Rum- und Numgesummse zwischen der rechten und linken Gehirnhälfte im Gange, fast schon im Flusse. Und keine von den beiden Hälften hat genau im Kopf, was eigentlich los ist mit der gegenüberliegenden Seite. Welchen Gedanken, die durch die Synapsen hindurchblitzen, mein Hirn folgt, hängt von den Choreografien ab. Einzig das Herz lässt sich nicht stören beim Schlagen.

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* 2. Mai 2021

»STORY.ONE«

Meld dich mal …, waren die Schlussworte beim letzten Telefongespräch zwischen ihr und ihm.

»Meld dich mal«, sagte sie. Er wusste nicht so richtig, was er darauf antworten sollte, sagte nur »Ja, ja« und legte auf.

Meld dich mal – drei Worte, elf Buchstaben. Nicht viel, denkt er.

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* 19. April 2021 *

»STORY.ONE«

Wo der Weg aufhört, fängt das Meer an; wo das Meer aufhört, fängt der Himmel an … drei Schritte hinter dem Horizont bist du angekommen.

Der Wind fährt unaufhörlich durch die Palmen, schaumgekrönte Wellen
schlagen an den ausgebreiteten Strand.

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* 8. April 2021 *

Das Wasser umspült deine sandig glitzernden Füße. Es ist das gleiche Meer wie überall. Vielleicht ein wenig offener, euphonischer. Die Melodie der Wellen spielt nach anderen Noten, freier, ein Klanggebilde, improvisiert nach Gefühl. Karibische Vibrationen durchströmen dich.

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* 8. April 2021

CIRCA ELBA IN »STORY.ONE«

Ein kleiner runder Tisch, drei Stühle, geduckt
in einer der hinteren Ecken. Ich sitze bei einem Glas Wein. Fasswein, sein eigener, sagt der Wirt. Der Wirt heißt Luciano, es ist seine Trattoria,
es ist sein Wein, es ist seine Welt, es sind seine Gäste.

Vorne links, gleich neben der Tür, sitzen die Alten. Stumm. In Gedanken reden sie immer

das gleiche. Jeden Tag.

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* 5. April 2021 *

»STORY.ONE«

Ein Film aus Fragmenten: Memento – ein Krimi von Christopher Nolan, das Drehbuch vom Bruder Jonathan. Das markante Merkmal sind die beiden Handlungsstränge, bei denen die Szenen geläufig in Schwarz-Weiß und in einer entgegengesetzten chronologischen Reihenfolge in Farbe wechseln. Momentaufnahmen, die Vergangenheiten und Gegenwart einfangen und wieder freilassen. Dabei verschwimmen die Grenzen zwischen Traumbild und Wirklichkeit.

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* 28. März 2021 *

»STORY.ONE«

Die Götter haben es so eingefädelt: Die Züge rumpeln die letzten Kilometer nur noch in Schrittgeschwindigkeit. Vorbei an abgestumpften Hinterhoffassaden, Mauern und Wänden einer Großstadt. Nicht in Rom.
Schon beim Einrollen ins Innere verleiht die Ewige Stadt ihrer Farbenfreude einen majestätischen Ausdruck – koloritüppigstes Graffiti. Noch während der Fahrt in den pulsierenden Kopfbahnhof Roma Termini versinke ich im Farbenmeer.

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* 27. februar 2021
*

»STORY.ONE«

Ich schaue nur kurz auf, löse meinen Blick und meine Gedanken von dem Buch, das mich gerade fesselt. Eine Momentaufnahme, die ich Richtung Strand und Meer dem schillernden Treiben vor und hinter der Grenzlinie zwischen Sand und Wasser widme.

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* 18. Februar 2021 *

»STORY.ONE«

Die Liebe? Gelingt es ihr, mir treu zu bleiben?
In Momenten, wenn ich in sie eintauchen darf, wenn sie mich durchflutet, wenn sie in mir fließt. In Augenblicken, wenn sie mir einen Moment des Rausches in Erinnerung ruft, um die Nähe des Glücks darin zu spüren. Wenn Himmel und Meer in entfesselnder Umarmung mit mir das Lied der Liebe tanzen. Wenn ich in den Fluten der Jahreszeiten in jeder Faser meines Körpers die berauschende Stille spüre, die die Liebe zum Leben erweckt.

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* 14. februar 2021 *

CIRCA ELBA IN »STORY.ONE«

Der Abend, schon lange vom wieder schlanker werdenden Mond beleuchtet, kühlt sich langsam ab, der nasse Dunst der Nacht über dem Meer legt sich auf den Sand, überlagert den feuchten Geruch von Asche, von verkohlten Holzresten. Die Zikaden, so scheint es, wollen mir eine Serenade halten.

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* 18. Januar 2021 *

Ein ganz eigener Atem, mit nichts vergleichbar: Theaterluft. Die Zuschauertribüne nachtdunkel, lediglich das schwache Licht, das ein Halbmond abstrahlen würde. Die Bühne leer, reinweiß der Boden, die Wände, die Decke. Einzig die Geräuschkulisse setzt sich in Szene. Das Meer spricht mit den Zuschauern …

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* 5. Februar 2021 *

»STORY.ONE«

Im matten Scheinwerferglanz einer Belle Epoque Hängeleuchte, da sitzen sie, die beiden Damen – so als säßen sie schon immer hier. Wer draußen an dem einladenden Schaufenster vorbeigeht, glaubt an ausgestellte Modepuppen, die zum Einkaufsbummel ins Café einladen – durchgestylt, passend zum Interieur aus einer vergangenen Epoche herübergerettet.

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* 27. januar 2021 *

»STORY.ONE«

Es braucht lediglich eine Herde dahergelaufener Komparsen, und vor meinen Augen zeichnet sich ein choreografisch bizarres Schauspiel ab. Jeder einzelne Komparse führt sich auf, als wäre er der Hauptdarsteller, und doch ist er nur ein winziges Molekül in der Masse der Meute, eine Marionette an den Fäden seines Auftritts. Auf einer Bühne, auf der jeder für sich vor einer austauschbaren Kulisse sein taugenichtiges Spiel in Szene setzt.

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* 12. Januar 2021 *

»STORY.ONE«

An einen Vorsatz, den ich mir weiland jungjährig in einer Silvesternacht vornahm, habe ich mich lange Zeit gehalten. Das Sammeln von irgendwelchen Dingen kam mir nicht in die Tüte. Ein Unding. Dass es irgendwann doch zu einem Ding wurde, war Beruf und Berufung geschuldet: Ich fühlte mich verpflichtet, Worte zu sammeln. Ja, es wurde notwendig, diese Undinge zu sammeln – die Nischen in meinem Kopf drohten, überzuquellen.

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* 2. januar 2021 *

»STORY.ONE«

Die Evolution und ihre Auswirkungen bis heute: Gemeinhin wird immer noch unterstellt, dass der männlichen Spezies die Jäger und Sammler zugeordnet werden. Und damit passe ich wohl nicht ins Schema dieser Weltordnung, sozusagen nicht ins Beuteschema.

Ein Jäger war ich nie, und ein leidenschaftlicher Sammler schon gar nicht. Auch nicht als kleiner Junge – meine Gesammeltes dümpelte dahin.

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* 30. dezember 2020 *

»STORY.ONE«

Der Artikel in der Zeitung war kurz und bündig. Die Überschrift lautete: »Fliegender Weihnachtsmann verursacht Großeinsatz der Feuerwehr!«

Es war der 1. Weihnachtstag im Jahr 2014, als mit einbrechender Dunkelheit der diensthabende Polizist im Polizeirevier von Bearnock in den Scottish Highlands einen Notruf entgegennahm. Der Anruf kam aus der rund 4 Meilen entfernten Gegend um Balnain, ein um diese Jahreszeit tief verschneites Weideland für Rinder.

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* 25. Dezember 2020 *

»STORY.ONE«

Der Wind zeigt keine Farbe, er gönnt sich eine kurze Verschnaufpause. Für Momente kommen die Schneeflocken zur Ruhe. Abwärts schweben sie, die einen schneller – die anderen, langsameren, werden überholt; dann gaukeln sie wieder aufgeregt durcheinander durch die Dunkelheit eines frühen Abends, durch die goldgelben Lichtkegel der wenigen Straßenlaternen.

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* 11. Dezember 2020 *

»STORY.ONE«

Es geschah zu einer Zeit, als der Startschuss
zur diesjährigen Tour de France fiel. Die Zeitung schrieb vom zweitwärmsten August aller Zeiten, die App bezeichnete die Wettersingularität als Hundstage.

Pünktlich läutete der Weihnachtsmann, mit seinem Schlitten vom Himmel hoch herkommend, im Supermarkt an der Ecke die Adventszeit ein: 29. August 2020 – in den Regalen der Abteilung Süßwaren strahlten die Leckereien aus der Weihnachtsbäckerei im vollen Kerzenschein.

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* 6. Dezember 2020 *

»STORY.ONE«

Ein Blick in den Kalender: heute ist der
12. November. Das Wetter ist anderer Ansicht. Kurzärmlig genieße ich die wärmende Mittagssonne, die mich aus einem makellosen Griechischblau anlacht.

Ich sitze auf einer winkligen Steintreppe, die
ein Stück hoch in die Weinberge führt. Die Fugen zwischen den einzelnen Steinen sind zugewachsen. Immer noch grün strecken sich unermüdlich gedeihende Pflänzchen der Sonne entgegen, manche blühen noch.

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* 30. november 2020 *

»STORY.ONE«

Den nach Salzluft riechenden Lockruf hatte ein kalter Wind verweht. Launige Böen, die mich noch hätten erreichen können, brachte eine unerwünschte, um mich herum hastig aufgebaute Schallmauer zum Schweigen.
Das Meer schaukelte in weiter Ferne, unhörbar, unerreichbar; leckte am anschmiegsamen Sand.

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* 19. November 2020 *

Ein beherzter Einkehrschwung konnte es nicht werden. Mein Begehren nach einem Kaffee wird zunächst durch ein geschlossenes Gartentörchen ausgebremst. Zügig weiter gehts dann doch: Geflissentliches Servicepersonal führt mich – wie auch angekündigt – an einen Tisch im idyllischen Gastgarten.

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* 21. November 2020 *

Es ist absolut aussichtslos: Sich der Illusion hinzugeben, dass ein gutbürgerlicher Kaffee nach Italien duftet, dass ein regionaler Käsekuchen nach Pinien und Zitronen schmeckt, dass ein schwäbischer Gastgarten am See nach dolce far niente in mediterraner Ambiance schmeckt.

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* 22. November 2020 *

Der See?! Durchaus, er hat auch seine sehenswerten Seiten. Ich weiß, er hat sich bemüht, ohne Frage … und doch ist es ihm nicht gelungen, dem Meer das Wasser zu reichen. Am Ende meines Tages am See ziehe ich mein Resümee: Es sieht nach genug aus, was ich gesehen habe.

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* 24. November 2020 *

»STORY.ONE«

Hannah mag ihr sonntägliches Ritual; obwohl
es kein Paradies verspricht, ihre Sauna – ein Zweckbau, vernünftig, ordentlich und absolut unerotisch. Keine Voyeure, keine Zurschausteller – Hannah schwitzt in destillierter Reinheit. Sie fühlt sich aufgehoben in der dämpfigen Schweigelust und dem leidenschaftslosen Herumhängen ihrer Gedanken im Mikrokosmos von unbegrenzter Belanglosigkeit.

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* 13. november 2020 *

»STORY.ONE«

Es ist keine Frage des Glücks, wenn wir jeden Tag neuen Bildern begegnen – Bilder, die aus Glücksgefühlen erwachsen, und wenn der Zufall es will, sich zu einer Komposition verdichten. Immer auf eine andere Art öffnet sich der Bühnenvorhang unseres Lebens.

Ich sitze in einem Café. Draußen, auf einem der Stühle, an einem der Tische, die geordnet den Platz, auf dem sie stehen, beleben. Es ist Sonntag, ein goldener Herbsttag, an dem die Sonne jetzt um die Mittagszeit nochmals mit der ganzen Evidenz ihrer Fülle strahlt und wärmt. Vor mir auf dem Tisch steht ein Cappuccino. …

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* 7. November 2020 *

»STORY.ONE«

⇀Tacho Einhundertneunzig. Gedanken Null. Wiederbelebungsversuche aus dem Radio. ›Bright Eyes‹, doch die Nacht ist kalt und dunkel. ⇀Fragen, die in der trügerischen Ruhe keinen Sinn ergeben. Klar, sie bleiben unbeantwortet. Wieso ausgerechnet in dieser Sekunde? Er muss doch sehen, der vor mir, der gerade ausschert, dass ich an ihm vorbeiwill. Zu spät zum Fluchen. ⇀Das Drehen ist endlos. Eine Spirale, die sich zu einem Punkt fokussiert.

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* 2. november 2020 *

»STORY.ONE«

Meine vertrocknete Liebe,

ich wundere mich, dass ich Dir schreibe! Und Du, wunderst Du Dich auch? Ja?! Nein?! Beides wäre gleich gut oder gleich schlecht. Jedenfalls egal.

Und noch jedenfallsiger – falls es das Wort überhaupt geben darf – schüttle ich meinen Kopf über mich selbst, wie unbedingt ich Dir plötzlich aus einer Laune heraus schreiben will, wie überrascht ich gerade in diesem Augenblick bin, Dir zu schreiben, Dir einen Brief zu schreiben. Den, der längst fällig war.

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* 23. Oktober 2020 *

»STORY.ONE«

Zug fahren … schon von
Kind an ein Abenteuer für
mich: die Eroberung eines Fensterplatzes, die Spannung, wenn ich mich unbedingt an den Griff der Notbremse hängen wollte, das Kapern der auf den Bahnsteigen entlangrollenden Würstchenbuden. Spätestens …

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* 18. oktober 2020 *

Der wahre Grund, so muss ich mir eingestehen, liegt ganz woanders: Dass sie tief vertieft in ein Buch eingetaucht ist und sich dabei in einer ganz anderen Welt bewegt … ja, wie ich erkennen sollte, sie in einem ganz anderen Zug fährt.
Ihre rotlackierten Fingerspitzen also.

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* 18. oktober 2020 *

»STORY.ONE«

Vom Gestern ist die Rede. Nein, ihr Schweigen. Obwohl sie die Vergangenheit nicht mehr erwähnen will, die Fischerboote in der kleinen Bucht, die leise die Melodie des Träumens summen, wenn Wellen die farbig stumpfen Wände umspülen. Sie auch nicht mehr daran erinnert werden will, obwohl diese Stille für sie immer noch der Anfang aller Inspiration ist.

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* 16. oktober 2020 *

CIRCA ELBA IN »STORY.ONE«

Auf den Blättern, die im schon heißen Wind zittern, leuchtet Maisonne, die aus einem wolkenlosem Himmel fällt. Vor mir, auf dem Tisch, eine leere Tasse, ein Glas mit Mineralwasser. Ich nehme das Glas in die Hand, lasse das Wasser darin kreisen. Luftbläschen fangen an zu strudeln, zu quirlen, verdichten sich auf ihrem inneren Drang nach oben zu einer Pirouette. Ein Aufbrausen, ein Wirbel tanzt, ein irisierendes Spektrum wie bei einem Regenbogen.

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* 11. oktober 2020 *

»STORY.ONE«

Feiertag heute in Deutschland! Doch Feiertagslaune will nicht aufkommen, zumindest nicht bei mir. In Feiertagsstimmung sind andere: Corona & Co., sie machen durchgehend Party. Obwohl – für sie ist auch heute ein ganz normaler Arbeitstag, unermüdlich, wie jeden Tag, 24 Stunden lang, ohne Pause, immer unterwegs, wo es was zum Feiern gibt.

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* 3. oktober 2020 *

»STORY.ONE«

Du schaust in erwartungsvolle Augen, die dich unter dem glatt polierten Schädel aufmerksam anschauen, die gezwirbelten Enden des Schnurrbarts berühren fast die Augenwinkel, du sagst in ein strahlendes Lächeln seines Gesichts, mitten hinein: Wie immer, eine Wiener Melange … – nicht als Frage, nicht als Ausruf, sondern mit der Betonung auf punkt, punkt, punkt. Du weißt natürlich, dass er es weiß, was du möchtest, und dass du ihn mit der Zeremonie eines Kaffee-Großmeisters kredenzt bekommst. Doch wie du ihn heute trinkst, genießen wirst, mit welchen Gedanken du den Löffel Zucker heute in der Tasse verrührst, das ist noch offen. Das ist jeden Tag anders.

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* 29. september 2020 *

»STORY.ONE«

Noch auf dem Deck der Fähre, die mit einer gekonnten Kehrtwende im engen Hafenbecken sämtliche vertäuten Fischerboote mächtig ins Schaukeln bringt, verfolge ich die auch hier oben nicht zu überhörende Ape, die Massimo grundsätzlich auf den streng verbotenen Abstellplatz im Chaos des Hafenareals jongliert und mit einem gewagten Hüftschwung, vorne einbeinig, hinten o-beinig, zum Stehen bringt. Sein perfekt inszenierter Auftritt vor der romantischen Kulisse des kleinen Hafenortes auf der idyllischen Insel in den Wellen des Tyrrhenischen Meeres.

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* 18. september 2020 *

»STORY.ONE«

Ich weiß, ich weiß, mit diesem Wortspiel im Titel ist zu erwarten, dass eine Geschichte mit dieser Überschrift bereits vergeben ist, womöglich gar veröffentlicht, geschützt oder urheberrechtlich eingetragen ist.

Also muss ich mir etwas anderes einfallen lassen! Wenn ich bei diesen beiden Worten wortspielerisch bleiben möchte, dann heißt das, ich kann sie vielleicht vertauschen. »Meer mehr« so geschrieben, ergibt keinen Sinn.

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* 5. september 2020 *

»STORY.ONE«

Da steht sie hinter der Theke, wie eh und je, Signora Batelli, Capo della sua Panetteria, während ihr Mann Guiseppe hinten im Panificio vor und zwischen den Holzöfen schwitzt und die Brotlaibe mit seiner langen Holzschaufel dampfend heiß wieder ins Licht der Öffentlichkeit holt. Ein unvergleichlicher Duft, der durch die ganze Bäckerei, Schicht für Schicht ineinanderwabernd, seine Bahnen zieht und jede Ecke füllt.

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* 30. August 2020 *

»STORY.ONE«

»Und?!«

Über zehn Minuten hatte der Typ vor mir
Zeit, darüber nachzudenken, was er ihr hätte sagen können. Ihm fiel nichts ein, außer dem einen Wort, bestehend aus den drei Buchstaben:
U n d . Mit einem provokativen Frage- und einem sanft fordernden Ausrufezeichen dahinter, so wie er das Wort aussprach.

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* 19. august 2020 *

»STORY.ONE«

Die Inszenierung der kleinen Bucht findet täglich statt. Immer zu wechselnden Zeiten, immer in anderer Besetzung. Die Spielstätte allerdings ist immer die gleiche, es ist der Strand von Cannelle, eine der schönsten Bühnen auf Gíglio.

Komme ich frühmorgens, tanzen die seichten Wellen noch für sich auf dem feinsandigen, hellen Boden.

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* 10. August 2020 *

»STORY.ONE«

Ein drahtiger, gedrungener Mann, Mitte Vierzig, muskulöse Oberarme, die aus einem kurzärmligen Hemd wie Knackwürste herausragten – mein erstes Bild von ihm, als er am zweiten Tag nach den Ferien das Klassenzimmer mit energischen Schritten betrat. Mit einem schnellen Griff nach hinten bekam die Tür einen kräftigen Schlag und knallte kurz danach unüberhörbar ins Schloss. Beim Zuknall stand er bereits seitlich neben dem Pult und warf mit einer lässigen Bewegung seine leicht abgewetzte Aktenmappe auf die Oberfläche des Lehrertisches.

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* 2. august 2020 *

»STORY.ONE«

Irgendwann, spät im Dunkel der Nacht, beruhigt sich langsam die Landschaft des Lebens. Draußen, hinter den Vorhängen, verschlucken Wolkenfetzen das fahle Licht des Mondes. Für eine Weile vergrabe ich den Kopf in meine Hände. In die Finger der Hände, die über Stunden zuvor die alte Olivetti auf ihren abgenutzten Tasten gequält haben.

Reflexionen geschehen auf einem Blatt Papier. Auf vielen Blättern inzwischen. Ganz allmählich verlasse ich meinen Horizont.

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* 28. juli 2020 *

»STORY.ONE«

Angefangen hat es mit einem Besuch im Musée d’Orsay. Besser gesagt, mit einer Kunstpostkarte, die sie sich am Ende ihres Rundganges in der Buchhandlung des Museums selbst geschenkt hat.

Doch um ehrlich zu bleiben, war sie in diesem Augenblick davon überzeugt, dass es mit dem Besitz dieser Karte auch wieder aufhören wird. Dass ihre kleine Episode dann doch eine längere Geschichte werden sollte, konnte sie sich just in dieser Minute wirklich nicht ausmalen.

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* 24. juli 2020 *

CIRCA ELBA IN »STORY.ONE«

Der Aufstieg zur kleinen Kirche über San Cerbone ist frühmorgens schon anstrengend. Ich laufe seit mehr als einer Stunde auf dem steinigen, ausgewaschenen Pfad die seit Jahrzehnten verkommenen Stufen einhundertundzwanzig Meter nach oben.
Jeden Sonntag, wenn die Sonne hinter dem Monte Castello aufgeht und die ersten Strahlen die verwitterte Holztüre zur Sakristei in helles Licht taucht, läutet Padre Benedetto zum Gebet.

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* 20. juli 2020 *

»STORY.ONE«

Manchmal ist die kleine Bucht vor mir ganz still. Diese kleine Bucht, die ich schon seit Jahren immer wieder regelmäßig besuche, immer dann, wenn ich nichts Besonderes suche. Nur die Stille, nur die Ruhe, nur die Sehnsucht nach etwas, von dem ich nicht weiß, wie sie aussieht. Diese Momente, die mich hier erreichen, konnte ich in all den Jahren nie beschreiben, nie erklären, nie irgendwie zum Ausdruck bringen.

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* 16. juli 2020 *

»STORY.ONE«

Mit einer eigenartigen Mischung aus trauriger Ohnmacht und leichtfertigem Vertrauen packte er seinen Koffer und fuhr in Richtung Süden. Das war vor vierzehn Jahren, zweiundfünfzig war er damals. Marta sollte Robert Faust retten. Der kleine Ort Marta, ohne h, am Ufer des Lago di Bolsena nördlich von Rom.

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* 5. Juli 2020 *

»STORY.ONE«

Nein, ich tu’s nicht.

Es ist doch nur ein Spiel – nicht das ganze Leben, doch ohne Spiel wär’s nur das halbe Leben. Machen wir ein Spiel daraus, aus unserem Leben. Nun gehört es zu einem geregelten Leben, dass wir nach Regeln spielen. Ohne Spielregeln gäb’s sehr viel Ärger … und das wollen wir ja vermeiden.

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* 1. JUli 2020 *

»STORY.ONE«

Die Zeitung hier schreibt auch nichts Lesenswerteres als anderswo. Der Kaffee schmeckt vielleicht ein wenig mehr nach Gelassenheit als daheim. Hier drin, in einem dieser nostalgisch leicht angestaubten Cafés, dämpft Pianomusik den eisigen Wind, der die Schneeflocken unruhig durch die Gassen jagt.

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* 22. juni 2020 *

»STORY.ONE«

»story.one« – eine Plattform, die Leserinnen und Autorinnen verbindet. Auf »story.one« hat jeder die Möglichkeit, kurze Stories zu schreiben und zu lesen, sich inspirieren zu lassen, sich mit anderen auszutauschen und sein eigenes Buch mit ISBN zu kreieren. Jeder hat die Freiheit, seine Geschichten in 500 bis 2.500 Zeichen nach seinem Gusto zu gestalten.
Die Welt braucht Inspiration: »story.one« – das sind Menschen & ihre Geschichten dazu.

Und dies ist mein erster Wurf:

… ups, unversehens fällt ein Engel aus einem Stück heiteren hellblauen Himmel, gerade eben zwischen zwei Gedankenmomenten. Er, der Engel, obwohl es gemeinhin ein weibliches Wesen ist, plumpst etwas unsanft direkt auf das nur leicht dunklere Blau der Tischoberfläche vor mir, auf den Tisch, an dem ich sitze. Ich bin mir fast sicher, er hat sich mit seinem Vomhimmelpurzeln einfach nur vertan, so überrascht, wie er mich anschaut.

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* 22. Juni 2020 *